Geschichte

  • „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“

    ,,CDU im Vormarsch“

    Mit dieser Meldung in der Westfalenpost Nr. 23 von Freitag, dem 12.07.1946 fing alles an. 14 Monate nach Ende des 2. Weltkrieges wurde in  unserem Dorf, die Christlich Demokratische Partei gegründet.

    Vorbildhaft und ausschlaggebend waren sicher die Gründung der CDU am 11.08.1945 in Hüsten und kurz danach im September 1945 in Neheim.
    In der Zeit vom 27.02. bis zum 01.03.1946 tagte im Karolinen-Hospital in Hüsten der CDU-Beirat der britischen Besatzungszone. Verabschiedet wurde dort das erste Parteiprogramm, in dem die weltanschaulich und sozialpolitischen Standpunkte der CDU festgelegt  wurden. Außerdem wurde Dr. Konrad Adenauer zum 1. Vorsitzenden gewählt.

    Leider ist aus dem Artikel der Westfalenpost vom 12.07.1946 außer der Gründung in Herdringen nichts Konkretes zu erfahren: Wer waren die Initiatoren, wann genau und wo hat man sich getroffen, wer wurde der 1. Vorsitzende, wieviele Mitglieder gab es? Wir sind auf Vermutungen angewiesen, da auch die Presse nichts Konkretes berichtete, zumindest war bei meinem Recherchen nichts auffindbar.

    Unsere Partei entstand u.a. aus der vor 1933 existierenden katholischen Zentrumspartei. Diese verfügte vor Beginn der Nazi-Zeit bei Abstimmungen und Wahlen, wie sich das für ein katholisches Dorf mit etwa 1100 Einwohnern gehörte, immer über die absolute Mehrheit.
    Bürgermeister war daher seit Mai 1924 der Landwirt Bernhard Schulte-Eickhoff von der Zentrumspartei. Seine Familie war seit dem 15. Jahrhundert Inhaber eines landwirtschaftlichen Betriebes in der damaligen Kirchstraße.

    Er bekleidete dieses Amt bis zum 13.09.1933, wo er wegen ,,politischer Unzuverlässigkeit“ abgesetzt und durch Josef Kükenhoff ersetzt wurde, dem 1937 Theodor Schröder folgte. Nach dem Krieg erhielt er sein Amt zurück. Bürgermeister war er bis zu den Kommunalwahlen 1956. Ihm folgte sein Sohn Albert bis zum 29.07.1965.

    Es ist davon auszugehen, dass Bernhard Schulte-Eickhoff zu den Gründern der CDU 1946 gehörte und insofern sich dem Trend anschloss, aus einer streng katholischen Partei eine christliche zu machen, die auf den Grundsätzen christlicher Ethik und sozialer Marktwirtschaft fußte. Die Anfänge der Demokratie in Herdringen im Rahmen von Gemeinderatssitzungen war nicht einfach. Wie sich aus den Protokollen ergibt, wurden die ersten Einladungen zu diesen Sitzungen vom Bürgermeister per Hand und mit Tinte geschrieben. Man muss sich dies auf die heutige Zeit übertragen vorstellen.

    Nachfolger wurde im Juli 1965 Kurt Schmidt, die dominierende politische Persönlichkeit und Vertreter der CDU für die nächsten 30 Jahre. Seine Verdienste um unser Dorf sollten einem gesonderten Vortrag vorbehalten bleiben. Er bekleidete das Amt des Bürgermeisters bis zur Aufgabe der Selbständigkeit durch die gesetzlich verordnete kommunale Neugliederung bis zum 31.12.1974. Danach war er Mitglied im Rat der Stadt Arnsberg und Ortsvorsteher bis er im Jahr 1999 durch meinen Vorgänger Dr. Luitwin Mallmann abgelöst wurde. Auf die Querelen, die mit dem Ende der parlamentarischen Tätigkeit von Kurt Schmidt leider verbunden waren, möchte ich  hier nicht eingehen. Fest steht, dass sich Kurt Schmidt um unser Dorf verdient gemacht hat.

    Das einschneidende Ereignis für unser Dorf war die kommunale Gebietsreform zum 01.01.1975. Wir verloren dabei unsere politische Selbständigkeit und Entscheidungsfreiheit zugunsten der Stadt Arnsberg. Bis zum 31.12.1974 galt die seit 1820 von Preußen eingeführte Amtsverfassung. Sie gewährte den einzelnen Gemeinden ihre Selbständigkeit, wobei die Verwaltung zentral durch eine entsprechende Behörde bzw. einen Amtmann erfolgte.

    Herdringen war Teil des Amtes Hüsten, allerdings mit eigener Finanzhoheit und eigenem Gemeinderat, der die Geschicke bestimmte und festlegte, was für unsere Gemeinde für erforderlich angesehen wurde. Der Rat bestand in den 50er Jahren aus 11 Mitglieder, danach aus 13.
    Verwaltungsleiter wurde von 1956 bis zur Neugliederung Amtsdirektor Philipp Klippel.

    Die Kommunalwahlen in den 50er Jahren ergaben eine Sitzverteilung im Gemeinderat von 5 Sitzen für die CDU, 2 für die SPD und 4 für die FDP, geführt von Wennemar Freiherr von Fürstenberg, dem Großvater des kürzlich Verstorbenen.

    Den Vorsitz der CDU-Herdringen übenahm nach Kurt Schmidt für kurze Zeit Johannes Köhle, danach für etwa 20 Jahre Karl­ Heinz Sendt, dem es gelang, auch den inneren Frieden in der Partei wieder herzustellen.

    Heute wird unsere Partei durch ein Leitungsteam geführt.

    Bevor ich zum Ende komme, möchte ich einen kurzen Überblick in die Vergangenheit unserer Selbständigkeit geben:
    Der Haushalt der Gemeinde Herdringen lag 1951 bei etwa 80 TDM.
    Der Gewerbesteuerhebesatz bei 250 %.
    Die Aufwandsentschädigung für den Bürgermeister belief sich auf 1.200 DM.
    Durchschnittlich fanden etwa 8 Gemeinderatssitzungen im Jahr statt.

    In der Sitzung vom 26.02.1952 wurde Herr Josef Huneke zum Gemeindediener bestellt. Herr Huneke wurde vor ein paar Tagen  beim Seniorennachmittag als ältester Herdringer Bürger geehrt. Ich werde rnit ihm kurzfristig Kontakt aufnehmen, um weitere interne Informationen aus der Zeit der 50er Jahre zu erhalten.

    Die politische Vertretung unserer Gemeinde stellt sich im Rückblick wie folgt dar:
    Im Kreistag wurden wir vertreten durch Karl-Heinz Ebel und Heinrich Münstermann, danach von Erhard Schäfer, Holzen, und aktuell von Regina Scholz aus Voßwinkel.

    Im Stadtrat hatten wir seit 1975 je einen Vertreter von CDU und SPD, für letztere war zunächst Walter Kretzer und ab 1979 über viele Jahre Berni Kloke zum Wohle unseres Dorfes tätig.

    Für unsere Partei waren Stadtvertreter Kurt Schmidt, Dr. Mallmann und ab 2004 Michael Brüne vertreten.

    Dieser und Berni Kloke haben sich über alle parteilichen Grenzen hinweg bemüht, das Beste für unsere Gemeinde zu bewirken. Ob dies auch seit den letzten Kommunalwahlen so ist, bleibt einer objektiven Beurteilung überlassen.

    Sichergestellt werden sollte auf jeden Fall, dass Herdringen dem Anspruch gerecht wird und das bleibt, was es in den letzten Jahren war: die attraktivste Gerneinde und das liebenswerteste Dorf in Arnsberg mit etwa 4.000 Einwohnern.

    Zurn Abschluss zwei Zitate:

    1. Aus dem Protokoll der letzten Gemeinderatssitzung vom  30.12.1974 in der Gastwirtschaft ,,Zur alten Post“: „… Die Sitzung wurde um 20.00 Uhr mit folgender Formulierung  geschlossen: „Den Mächtigen dieses Landes hat es gefallen, unsere  Gemeinde zum 1. Januar 1975 auszulöschen. Wir schließen damit das letzte Beschlussbuch mit der Hoffnung, dass die Nachfolgekörperschaft alle Beschlüsse loyal ausführt und in der Zukunft alle notwendigen Maßnahrnen der Daseinsvorsorge in unserer Ortschaft nach dem Grundsatz der Gleichbehandlung aller  Einwohner durchführt.“

    2. Aus den Herdringer Geschichten von 2010:
    Im Wahlkampf wurden auch schon Anfang der 50er Jahre Wahlplakate von den Parteien aufgehängt. Bürgermeister Bernhard Schulte-Eickhoff (CDU) und der stellvertretende Bürgermeister Josef Wiegard (SPD) zogen gemeinsam mit einer langen Leiter durch die Straßen des Dorfes und hängten die Werbeplakate an den hölzernen Lichtmasten auf.
    Damit wegen der Platzierung kein Streit aufkam, vereinbarten sie vorher, dass einmal der Bürgermeister zuerst auf die Leiter steigen durfte, um das CDU-Plakat aufzuhängen, und anschließend sein Stellvertreter, um sein SPD-Plakat anzubringen. Am nächsten Lichtmast ging es dann in umgekehrter Reihenfolge.

    Das waren noch Zeiten – und nicht nur im Wahlkampf! Auch im politischen Alltag zogen die beiden öfter gemeinsam an einem Strang, um Probleme besser lösen zu können.

    Diese Tradition wurde von Berni Kloke und Michael Brüne fortgesetzt. Wir hoffen, dass diese Tradition wieder aufgenommen wird zum Wohle unseres Dorfes.

    Michael Brüne  im Mai 2022

     

    v.l. Dr. Gerhard Webers – Dr. Marcel Kaiser – Richard Eickel

     

     

    v.l. Michael Brüne – Günter Eickel – Berni Kloke – Ansgar Schwingenheuer

    v.l. Karl-Heinz Sendt – Regina Scholz – Richard Eickel

    Gäste bei der Jubiläumsfeier am 7. Mai 2022

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